Endlich ist Teil 2 des Interviews erschienen! Im ersten Teil unseres Interviews haben wir mit Tonee Jukeboxx (Duo Mastering) über Songwriting, Arrangement und seinen Weg in die Musikindustrie gesprochen. Falls du es verpasst hast, hier der Link: Duo Mastering – Songwriting, Mixing, Mastering und die Zusammenarbeit mit Mike Singer, Moe Phoenix & Cro – Teil 1/2
Heute erfahrt ihr von Farzad Rahnavard (Duo Mastering) mehr zum Thema Mastering und wie es hinter den Kulissen der Musikindustrie aussieht.
Komm‘ mit auf eine Reise durch Projekte von Cro, Moe Phoenix, Mike Singer und mehr!
Duo Mastering - Im Interview Teil 2/2
Q: Hey Farzad, schön dass du heute Zeit für unser Interview findest! Wie geht’s dir? Hast du heute bereits an einem Projekt gearbeitet?
Gerne, ich freue mich auf das Interview! Heute habe ich noch kein Projekt geöffnet, da ich hauptberuflich noch Papa und Apotheker bin. Eigentlich mache ich aber jeden Tag Musik, auch wenn ich nicht konkret an einem Projekt arbeite.
Musik lebt ja davon, dass du einen kreativen Tonus findest und den hast du mal an einem Tag mehr als an einem anderen Tag. Wenn ich eine Melodie für einen Chorus habe, dann höre ich sie mehrmals am Tag oder ich höre Musik aus anderen Genres, klicke mich durch und lasse mich inspirieren. Dadurch versuche ich besser zu werden, da du so irgendwann einen Fundus wie bei einer Sprache hast.
Ein Rapper beispielsweise kennt viele Reime, die er in jeder Situation abrufen kann und ähnlich ist es wenn du dich als Engineer in vielen Bereichen auskennst. Das ist auch der Grund, weshalb ich eigentlich immer am Musik machen bin; ganz gleich ob es eine Kadenz oder eine Akkordfolge ist, die ich gerade höre und super geil finde. Zwischendurch setze ich mich dann ans Keyboard oder nehme einfach eine Sprachmemo auf und sammle so neue Ideen.
Q: Bevor es los geht, lass uns eine kurze Studio Tour machen! Erzähl unseren Lesern doch mal, wo du gerade bist und was es mit Duo Mastering auf sich hat.
Wir sind hier im Duo Mastering Studio in Rahlstedt! Entstanden ist das Studio gemeinsam mit Tonee Jukeboxx.
Als Familienvater kann ich mir nunmal nicht mehr erlauben mit Cro auf Bali zu sitzen und Songs zu rocken oder mit Laith Al-Deen eben in Frankfurt ein Album zu produzieren, darum wollte ich einen kleinen Raum haben in dem man weiterhin Mix & Mastering betreiben kann. Über unsere bestehende Kontakte versuchen wir uns halt weiter zu etablieren.
Q: Welches (Outboard) Equipment hast du im Studio und wie hast du den Raum behandelt?
Hier im Studio habe ich so einiges an Outboard Equipment stehen, wie zum Beispiel die LIAISON von Dangerous Music, die ich zum Patchen meiner Geräte nutze. Ich habe auch den API 2500 Kompressor, einen Manley Variable MU und noch so einiges anderes, aber ich bin ehrlich mit dir: Oftmals sind es nur ein oder zwei analoge Geräte, die ich beim Mastering nutze, da es ansonsten oft schnell zu viel wird.
Den Raum habe ich akustisch stark behandeln lassen und habe gemeinsam mit Markus Bertram von mbakustik das Bestmögliche aus dem Raum geholt. Beispielsweise nutze ich ein Trinnov System, das über ein Messmikrofon die Raumakustik misst und meine Studio Monitore, die Barefoot MM 26, sehr akkurat einstellt und optimiert.
Songs schreiben und Melodien komponieren war und ist immer noch was ihn begeistert. Die zahlreichen Kontakte in der Industrie, welche Farzad über die Jahre hinweg gesammelt hat, haben ihm geholfen sich zu etablieren. 2018 gründete er gemeinsam mit Tonee Jukeboxx das Mixing- & Mastering Studio Duo Mastering und ist u.a. als Dozent tätig.
Q: Zum Produzieren, Mixen & Mastern kommen wir später noch zurück – Erzähl uns doch bitte was du vom Songwriting hältst und welche Intention du hinter der Gruppe We’r’Songwriterz hattest.
Die Intention war es ein Team aus talentierten Leuten zu haben, wie eben Max Martin es auch hat. Wir haben die besten Leute ran geholt, die wir kriegen konnten und haben versucht aus jedem Genre, jedem Künstler und jedem Song einen Hit zu machen!
Die Königsdisziplin des Songwriting ist es dann nicht nur einen hammer Track zu produzieren, sondern einen Song abzuliefern, der auch bestmöglich für diesen Künstler geeignet ist.
Als vor einigen Jahren zum Beispiel Usher den Song „DJ Got Us Fallin‘ In Love“ rausgebracht hat, war es auch nicht irgendein EDM Track, sondern ein von Max Martin und seinem Team extra für Usher produzierter Song, der extrem gut zu ihm passt!
Wer weiß wohin die Gruppe We’r’Songwriterz uns noch bringt. Mit ein bisschen Glück können wir vielleicht ja irgendwann bei Max Martin anklopfen und mit ihm und Katy Perry im Studio ein paar Songs schreiben.
Q: Ihr habt mit der Gruppe durchaus Erfolge feiern können und Tonee erwähnte, dass du sehr aktiv und kommunikativ bist. Ist das vielleicht der Schlüssel zum Erfolg?
Da bin ich mir ganz sicher! Ich glaube extrovertiert zu sein ist ganz wichtig, immerhin bin ich selber Künstler. Früher habe ich in einer Boyband gesungen und war von Otto Walkes gesigned.
Ich habe garnicht realisiert wie schnell es bergauf ging. Plötzlich habe ich mit 19 Jahren ein Skype Meeting mit Billy King gehabt und habe die kommenden Auftritte besprochen. Es war unfassbar was ich zu der Zeit alles von ihm gelernt habe, immerhin saß ich oft bei ihm in seinem Hamburger Studio.
Erst später habe ich erfahren, dass Billy King nicht nur richtig gut mit Dieter Bohlen befreundet ist, sondern auch die Stimme in zahlreichen Songs für nationale sowie internationale Werbespots ist! Zwar habe ich damals noch nicht begriffen wie mächtig diese Leute sind, trotzdem bin ich immer ein Menschenfreund gewesen und bin herzlich geblieben.
Ein gutes Beispiel kann man sich auch am Musiker Nico Santos nehmen. Er ist nicht nur ein guter Songwriter, sondern auch permanent bei irgendwelchen TV-Shows mit dabei und macht sich so seinen Namen!
Du musst du halt immer am Ball bleiben und versuchen einen drauf zu setzen. Es gab mal die Legende, dass Max Martin und sein Team in einem Jahr 365 Hits produziert haben, also haben wir einfach 369 Songs pro Jahr gemacht. Wir haben Ordner gehabt, die „Usher Raymond“ hießen, als seien wir mit ihm befreundet und haben die Ordner mit Songs befüllt. Eines Tages haben wir dann den DJ von Usher getroffen und ihm unser Zeug vorgespielt. Erst konnte er uns nicht glauben, das der Sound aus Deutschland kommt, also haben wir ihm die Spuren gezeigt.
Q: Was machst du heute persönlich lieber? Machst du lieber Songwriting oder Mastering?
Eigentlich liebe ich Songwriting! *grinst*
Da gibt es halt keine Kompromisse und man kann alles selber steuern.
Mastering macht mir sehr viel Spaß, wenn das Material bereits auf den Punkt gebracht ist oder umgekehrt, das Material besonders schlecht ist. Das klingt dann immer nach einer Herausforderung und treibt mich an!
Trotzdem bleibt für mich Songwriting das A und O – Ich bin und bleibe Vollblut Songwriter und Komponist. Wo muss der nächste Ton hin? Biete ich jetzt doch eine Septime an oder lasse ich es doch bei der Quinte? Um das alles zu verstehen habe ich Jahre gebraucht, obwohl ich Musiktheorie als Leistungskurs hatte und mit voller Punktzahl abgeschlossen habe. Das ist einfach mein Ding!
Stufen der Musikproduktion:
- Skizze/Demoaufnahme
- Produktion
- Songwriting
- Vocalaufnahme
- Arrangement
- Mixing
- Mastering
Q: Wie ist dein Kontakt zu Moe Phoenix und anderen bekannten Künstlern entstanden?
Der Kontakt zu Moe Phoenix ist, wie soll es auch anders sein, wieder um drei Ecken zustande gekommen. Wir sind mit der Gruppe We’r’Songwriterz mehrfach umgezogen. Dadurch, dass ich so viel Gear gekauft habe, habe ich irgendwann Thomas Römann von Digital Audio Service kennen gelernt und wir sind Freunde geworden.
Er hat später dann ein eigenes Studio in einem Studio Komplex gebaut und wir wollten gemeinsam mit einer zweiten Songwriter Gruppe dann auch da rein. Jedenfalls ist aus dem Gemeinschaftsstudio dann doch nichts geworden, die andere Gruppe hat dort ein eigenes Studio gebaut und We’r’Songwriterz ist mit dem ganzen Equipment nebenan zu Thomas ins Studio gezogen.
Die Synergien zur anderen Songwriter Gruppe haben weiterhin bestanden und als Moe Phoenix irgendwann bei ihnen im Studio war um einen Song aufzunehmen, kam er auch zu mir ins Studio. Er fragte mich ob ich was für ihn habe und ich antwortete ihm: Nein, dafür kann ich mich ans Klavier setzen und direkt los legen.
So ist ursprünglich auch der Song „Bist du Real?“ entstanden, mit dem wir sogar Bushidos Rekord auf YouTube gebrochen haben. Das musst du dir mal vorstellen! Wir schreiben eine Nummer und die kommt drei Jahre später raus und das auch nur, weil Moe zufällig mit KC im Studio sitzt und ihm von dem Song aus Hamburg erzählt.
Q: Wie kommt man an Mastering Jobs für erfolgreiche Künstler wie Cro und Ziya?
Häufig durch Zufall und die Tatsache, dass du für die Leute schon vorher, vielleicht sogar in einem anderen Segment, zum Beispiel als Songwriter, Berater oder Komponist gearbeitet hast.
Diese Leute glauben und vertrauen dir irgendwann und vielleicht ergibt sich daraus eine Freundschaft. Dann mastered man hier kurz rüber, mixed da mal die Files mit und ‚Zack!‘ bist du wo du sein wolltest.
Ohne die ganzen Schritte davor ist es, glaube ich zumindest, nicht so einfach sich als Mastering Engineer zu etablieren. Teilweise sieht man bei Ebay Kleinanzeigen oder Fiverr Leute die Masterings für 30 € anbieten und zu denen kommt kein größerer Künstler und bewirbt sich. Vielleicht haben sie mal einen Auftrag am Tag, aber wirklich davon leben kann man ja nicht, es sei denn man macht Hundert Dinger davon im Monat.
Q: Was sind deine ersten Schritte beim Mastering und welche Plugins nutzt du?
Beim Mastering habe ich einen etwas anderen Ansatz. Erstmal versuche ich die Musik auf eine bestimmte Lautheit zu bekommen, damit ich den Song besser greifen und verstehen kann. Ich möchte wissen wie er eben in dieser Lautheit funktioniert. Der Song soll möglichst gut auf Abhören wie den Yamaha NS-10, MixCubes oder Auratones funktionieren, denn wenn der Mix auf einem Küchenradio, also einer Mono Box, gut klingt und ich alles hören kann, dann wird es masteringtechnisch schon mal in die richtige Richtung gehen.
Mastering Quick Tipps von Farzad:
- Limiter mit Oversampling nutzen, da sonst Aliasing-Effekte entstehen können
- Der Loudness-War läuft immer noch, nur halt auf LUFS Basis.
Wenn man nämlich die Lösung vor sich hat, dann ist es nun mal leichter zum Ziel zu kommen. Stelle es dir mal so vor: Man gibt dir ein paar Zahlen und nennt dir das Ergebnis, beispielsweise 25. Dir wird es nun deutlich einfacher fallen die gegebenen Zahlen miteinander zu kombinieren und die richtige Lösung zu finden, als wenn man dir die Lösung noch nicht gesagt hätte.
Das Ganze ist sogar wissenschaftlich bewiesen, darum fange ich oftmals mit Limitierungen an oder damit den Gain hochzufahren.
Bevor ich dann etwas auf der Summe mache sorge ich noch dafür, dass alle Elemente ordentlich EQed und komprimiert sind. Säubere also den Track, so wie du ihn für richtig hältst, sodass unerwünschte Frequenzen und große Dynamiksprünge nicht mehr enthalten sind.
Dafür nutze ich häufig den FabFilter Pro Q-3, da er einige smarte Funktionen besitzt. Durch den eingebauten Analyzer kannst du dein Frequenzspektrum nicht nur hören, sondern auch sehen. Außerdem gibt es einen coolen Trick, den die meisten nicht kennen: Wenn man die Maus nach unten fährt, dann stoppt der Analyzer und zeigt die Peak Frequenzen an.
Übermäßig betonte Frequenzen kannst du so ganz einfach raus ziehen. In The Box mache ich dann auch schon oft eine Verdichtung mit einem Kompressor wie zum Beispiel dem gerade sehr gehypeden Plugin Unisum von Tone Projects. Mit diesem Kompressor kann ich unterschiedliche Algorithmen auswählen und Oversampling nutzen ohne dafür das Plugin wechseln zu müssen.
Natürlich sind die STEMS bei mir zusätzlich in Busse geroutet, sodass ich volle Kontrolle über einzelne Lautstärkeverhältnisse behalte. Am Ende fahre ich das Signal dann nur noch durch mein analoges Equipment, aber eben subtil.
Um es also kurz zusammen zufassen: Ich beginne mit dem Gainstaging und dann mit dem Limiting oder Maximizing auf ein bestimmtes Lautstärke Niveau. Dann kommt die digitale Säuberung und erst am Ende schicke ich alles durch das analogen Equipment, damit es macht was ich will und nicht noch den Schmutz mit anhebt. Mit dem Outboard Gear hole ich mir dann den nötigen analogen Charakter.
Q: Welche Tipps würdest du als Musiker und Mastering Engineer Anfängern mit auf den Weg geben?
Gib’ niemals auf und höre viel Musik! Verwende zu Beginn Referenzsongs und mache dir eine kleine Playlist. Was ebenfalls wichtig ist, ist, dass man seinen Raum versteht und ein Gefühl dafür entwickelt wie er wirkt. Auch wenn dein Raum akustisch nicht der Beste ist kannst du Ergebnisse abliefern bei denen einem die Kinnlade runterfällt.
Trainiere hin und wieder deine Ohren und spiele mit deinem EQ sowie den Plugins rum die du hast. Oftmals sitze ich am Rechner und teste nur die Funktionen meiner Tools.
Das Wichtigste aber ist eigentlich: Mache hin und wieder eine Pause – Deine Ohren und deine Files werden es dir danken!
Q: Wow, danke für diesen Einblick! Erzählst du uns noch was für dich 2022 so ansteht?
Wir arbeiten gerade daran zu wachsen, also mal schauen was das Jahr so für uns mitbringt! Die Aufträge werden jedenfalls nicht weniger und hungrig sind wir immer noch! 😉
Diskographie von Farzad Rahnavard: Cro, Shindy, Capital Bra, Mike Singer, KC Rebell, Blasterjaxx, Ziya, Mrs. Nina Chartier, Morgen, uvm.
Hier geht es zur Webseite von Duo Mastering und ihren Kontaktdaten:
Das war der zweite Teil des Interviews mit Duo Mastering. Wenn du mehr zum Thema Songwriting & Arrangement erfahren möchtest, dann schau dir Teil 1 des Interviews an.