Im folgenden Interview treffen wir die Musiker und Produzenten Tonee Jukeboxx und Farzad Rahnavard (Duo Mastering) in Hamburg und erfahren u.a. wie Kontakte in die Industrie entstehen können und wie man als Musikproduzent an Aufträge für erfolgreiche Künstler wie z.B. Cro, Shindy, Capital Bra, Moe Phoenix und Mike Singer kommt.
Gibt es vielleicht sogar eine Formel um erfolgreich zu werden? Das alles, und mehr, erfahrt ihr heute hier!
Im ersten Teil des Interviews sprechen wir mit Tonee Jukeboxx über die Themen Songwriting und Musikproduktion. Der zweite Teil zum Thema Mastering mit Farzad Rahnavard erscheint in einigen Tagen, also stay tuned oder folge uns auf Instagram oder Facebook um nichts zu verpassen! Los geht’s.
Duo Mastering - Im Interview Teil 1/2
Q: Hey Tonee, schön dass du heute Zeit für unser Interview findest! Wie geht’s dir? Was machst du heute?
Hi Beshko, gut geht’s mir! Seit einiger Zeit arbeite ich in der Mastering Academy von Friedemann Tischmeyer, darum fahre ich gleich dort hin und werde mein Premium Leben im Studio genießen. *lacht*
Q: Woher kommt deine Leidenschaft für die Musikproduktion?
Das ist ganz einfach: Als ich meinen ersten Song geschrieben habe war ich 9 oder 10 Jahre alt. Damals habe ich Gedichte geschrieben und sie in Musik verpackt. Meinen allerersten Songtext hat, glaub ich, sogar noch meine liebe Oma aufbewahrt.
So habe ich jedenfalls angefangen. Mit meiner Kellerband haben wir dann gemeinsam erste Songs geschrieben und mit 13 oder 14 Jahren hatte ich dann eine Hard Rock Band und habe Metal gespielt.
Ich habe eigentlich immer Songs geschrieben – Mit der Zeit habe ich dann einfach die Genres gewechselt, meine eigene Hip-Hop Band gegründet und dann wieder Rock Musik gemacht. Es hat sich vieles einfach entwickelt, immerhin war es auch ein ziemlich langer Weg hier her.
Tonee begann seine Karriere früh und wuchs schnell zu einem Multiinstrumentalisten heran. Mit Fähigkeiten am Schlagzeug, der Gitarre und dem Klavier produziert Tonee heute viele neue Talente, eigene Musik und ist für bekannte Künstler als Audio Engineer tätig. 2018 gründete er gemeinsam mit Farzad Rahnavard das Mixing- & Mastering Studio Duo Mastering.
Q: Wie bist Du zum professionellen Songwriting gekommen?
Zum professionellen Songwriting bin ich gekommen, als ich Mitglied der Gruppe We’r’Songwriterz geworden bin. Das ist ein Zusammenschluss von ganz tollen Musikern, Produzenten als auch Instrumentalisten, die gemeinsam Songs schreiben.
Songwriting ist eine künstlerische Tätigkeit bei der ein Texter und/oder Komponist Melodien komponiert und Songtexte schreibt, die einem Künstler verkauft werden können, damit dieser den Song singt und dann sein Eigen nennt. Bei großen Produktionen sind oft mehrere Songwriter in sog. Songwriter-Camps beteiligt.
An das ganze Projekt bin ich über einen befreundeten Fotographen, Lee Maas, gekommen. Der fragte mich ob ich nicht den Berliner Sänger Teesy bei Radio Energy mit Instrumenten begleiten möchte und da habe das Angebot natürlich angenommen. Witzigerweise haben wir uns dann in den Räumen der heutigen Mastering Academy getroffen um zu proben! Zwar war Friedemann damals noch nicht da, dafür habe ich dort Farzad Rahnavard kennen gelernt.
Dort im Studio haben wir dann einfach geprobt, Piano gespielt und so. Farzad und ich hatten viele gemeinsame Ideen und Ziele, darum haben wir uns drei Monate später in Quickborn getroffen wo er mir dann von dem Konzept hinter We’r’Songwriterz erzählt hat. Gemeinsam haben wir dann unzählige Songs geschrieben und auch wenn die Gruppe heute nicht mehr so aktiv ist, sind wir alle irgendwie immer noch Family!
Q: Für welche Künstler habt ihr geschrieben und welche Songs sind daraus entstanden?
Kurz bevor ich neu zur Gruppe gekommen bin haben sie den Song „Faith“ mit Blasterjaxx gemacht, in dem Ziya die Vocals eingesungen hat. Das ist dann so ein internationaler Monstertrack geworden, der in Schweden schon kurz nach Release Platin abgesahnt hat!
Für KC Rebell haben sie dann noch „Bist Du Real?“ geschrieben, welcher mit Moe Phoenix erschienen ist und auf YouTube aktuell über 65 Mio. Views hat.
Gemeinsam mit der Gruppe haben wir dann für das Album „Karma“ von Mike Singer 4 oder 5 Songtexte verfasst und die Toplines komponiert, dann für den Song „United“ von Blasterjaxx die Vocalproduktion beigesteuert und für Laith Al-Deen habe ich dann noch den Song „Feuer“ geschrieben. Auch das Album von Laith ist super angekommen und ist einige Wochen auf Platz 1 der Charts gewesen!
Das waren so die größten Eckpfeiler die wir gemacht haben.
Wir haben dann noch ein paar kleinere Projekte gemacht, z.B. waren wir mit dem Bruder von Haftbefehl, Capo, im Studio. Auch mit Victoria Swarovski waren wir im Studio und haben ein paar Songs abgeliefert, aber es gab auch Tage und Sessions bei denen nichts Neues entstanden ist.
Ansonsten ist Songwriting oftmals auch einfach Songs schreiben – mit oder nur für bekannte Künstler – die dann nie oder erst in drei Jahren raus kommen.
Q: Wie kommt man als Songwriter an neue Aufträge?
Naja, also früher habe ich immer nur eigene Songs geschrieben. Dass ich Songtexte für andere Künstler schreibe, ist erst mit der Gruppe We’r’Songwriterz gekommen. Ich glaube auch, dass sich das nur so entwickelt hat, weil Farzad nicht nur sehr talentiert, sondern auch äußerst kommunikativ ist. So hat sich das dann eben herum gesprochen, also eher durch Mundpropaganda.
Farzad hat auch mal in einer Boyband gesungen, die von Otto Walkes gemanaged wurde – Man hat durch die zahlreichen Begegnungen irgendwann einfach viele Kontakte zur Musikindustrie.
Teilweise kamen A&R’s und Künstler direkt auf uns zu, weil es unsere Facebook Page gab und daraus hervor ging, dass wir Songwriting machen.
Der Produzent von Mike Singer, Phil The Beat, zum Beispiel, kam auch auf uns zu und so kam das Projekt dann zustande!
Der sog. A&R Manager (Artists and Repertoire) ist die Schnittstelle zwischen Plattenlabel und neuen Künstlern. Der A&R entdeckt neue Talente und ist direkter Ansprechpartner für neu unter Vertrag genommene Musiker und Bands.
Q: Kurz gesagt: Man soll einfach viel machen, Kontakte knüpfen und Referenzen zeigen?
Ja genau, sprich die Gruppen müssen in den richtigen Kreisen unterwegs sein. Es bringt natürlich nichts, wenn du einen Song für deinen Nachbarn schreibst und dir dann denkst „Yeah! Nächste Woche ruft bestimmt Sony an.“ – Du musst einfach machen und an den richtigen Schrauben drehen, damit du mit den richtigen Leuten zusammen arbeiten kannst. Ein Quäntchen Glück gehört natürlich auch dazu.
Q: Jetzt kommen wir ans Eingemachte: Das besondere an deinen Songs ist, dass du nicht nur welche auf Deutsch und Englisch schreibst, sondern teilweise in Sprachen singst (z.B. Portugiesisch und Twi), die du garnicht sprichst. Was macht deine Texte so besonders?
Ich persönlich lege wert darauf, dass der Song eine Story transportiert und ein emotionales Thema bearbeitet.
Auch versuche ich einen Song manchmal wie einen Film zu sehen, also mit Anfang und Ende. Wie eben Hans Zimmer auch sagt: „All you need is a story!“ *beide lachen*
Q: Wie sehr achtest du dabei auf die Phonetik?
Die Phonetik ist sehr wichtig – wenn nicht sogar der wichtigste Faktor! Musik und Songwriting ist eigentlich nichts anderes als ein guter Flow, eine starke Melodie und eine gute Phonetik, denn dank dem können Songs international erfolgreich werden. Der Rapper Bonez von der 187 Straßenbande macht es doch vor und wird auf einmal in französischen Banlieues gefeiert. Wenn die Melodie, der Flow und die Phonetik stimmt, dann kannst du auch als Franzose dir einen deutschen Song anhören und ihn abfeiern.
Je nach Genre ist die Phonetik halt wichtiger. So einfache Shouts wie „Ayee“, „Yo!“, „Woow“ sind Laute, die deine Zuhörer mitsingen können, darum macht es auch Sinn sowas mit einzubauen.
Selbst wenn du den Text im Kern nicht verstehst weißt du, dass am Ende der Hook immer „Ayyee ja ja“ kommt und so macht es den Song greifbarer.
Gerade im Deutschen ist eine schöne Aussprache wichtig und das was gutes Songwriting ausmacht. Das Wort „Rüpel“ klingt nicht so smooth am Ende eines Satzes, das Wort „Weg“ hingegen schon eher.
Wer englischsprachige Musik macht, der sollte sich jedenfalls mal was vom schwedischen Songwriter Max Martin im Internet anschauen! Er ist einer der bekanntesten Songwriter, welcher stark auf die Phonetik achtet und dessen Muttersprache auch nicht Englisch ist!
Q: Wie gehst du konkret beim Songwriting vor und wie gestaltest du das Song Arrangement?
Das kommt auf den Song drauf an, aber in der Regel mache ich ein kurzes Intro mit Adlibs oder einer gefilterten Hookline, sodass die Leute in den Song rein kommen.
Dann beginne den sog. ‚Rollercoaster Ride’ – Das bedeutet die Leute steigen mit dem Intro erstmal ruhig in die Achterbahn ein und fahren mit der ersten Strophe (z.B. 8 Bars) los. Du lässt sie mit einer Pre-Hook (wieder 8 Bars) immer höher steigen, bis sie ganz oben bei der Hook angekommen sind und die Action dann richtig los geht!
Was du auch machen kannst ist in der Pre-Hook runter zu fahren und ruhiger zu werden, damit die Hook einfach noch mehr knallt!
Im besten Fall hast du also ein Intro, eine Strophe und eine Pre, welche die Hookline von der Strophe klar trennt. Der Rest ist dann optional. Entweder du macht „zweite Strophe – zweite Pre – Hookline – Ende“ oder du machst „zweite Strophe – zweite Pre – Hookline – Bridge – Hookline – Ende“.
Letzteres machst du dann, wenn die Hookline so stark ist, dass du sie ein drittes Mal anbieten möchtest. Statt einer dritten Strophe geht die Bridge im besten Fall in eine andere Richtung, die den Hörer einmal rausholt aus der alten Songstruktur und dann ‚BÄM‘ mit der Hook wieder abholt!
Q: Hast du abschließend noch Tipps für für Anfänger und Studenten?
Ich kann ja aus Erfahrung sprechen: Das Wichtigste ist, dass man weiß was man machen will. Du fängst ja irgendwann irgendwo an und machst z.B. immer deine Beats, weil du denkst du hast es drauf und auf einmal stellst du fest, dass du doch eher Songwriting machen willst. Entweder man hat Glück und weiß es einfach, oder man findet es heraus indem man es macht. Also nicht viel Reden, sondern einfach machen und so viel wie möglich ausprobieren.
Auf dem Weg lernst du, wirst besser, stellst fest wo deine Stärken und Schwächen sind und dann kannst dich auch fokussieren. Du brauchst dich nicht stundenlang mit Recordings herumschlagen, wenn du in drei Minuten einen Hit schreiben kannst. Man muss einfach sein Feld finden und ausprobieren.
Diskographie von Tonee Jukeboxx: Cro, Mike Singer, Laith Al-Deen, Blasterjaxx, Ziya, Disarstar, Prinz Fero, Ronnie Eriic, TOCO, Luchiez, Corby Rhymez, Chiller1, uvm.
Q: Und welchen Profi-Tipp kannst du uns mitgeben?
Halte deine Projekte sauber! Stell dir vor du arbeitest nun mit einem anderen Produzenten zusammen, welcher die selbe DAW verwendet und die Projekt-Datei öffnen möchte. Wenn dann alles wie Kraut und Rüben aussieht, dann ist das nicht cool.
Wichtig ist, dass dein Projekt geordnet ist, trotzdem bleibt Musik machen Kreativarbeit, darum lasse ich auch nicht alles stehen und liegen um die Spuren zwischendurch zu benennen, sondern stütze mich bei der Produktion auf meine Farbkodierung. Dabei gilt: Build up the House!
Die wichtigsten Elemente wie Drums und Bass kommen zuerst. Dann kommen die Instrumente in einer Farbe und dann die Vocals in einer Farbe.
In PreSonus Studio One packe ich mir die Spuren dann noch in Ordner und behalte so den Überblick. Wenn ich die STEMS brauche, dann gehe ich nochmal rein in das Projekt und benenne alle Spuren einzeln um.
Q: Wow, danke für diesen Einblick! Erzähl uns doch, an welchen Projekten du aktuell arbeitest! Wann kommt neue Musik von Tonee Jukeboxx?
Von mir erscheinen bald wieder neue Songs! Ich plane aktuell zahlreiche Release, denn über die Zeit habe ich natürlich fleißig produziert. Die Island EP erscheint noch dieses Jahr – Ich kann es kaum erwarten!
Erst kürzlich habe ich auch noch ein Album für meinen Bandkollegen Corby Rhymez produziert, auf dem ich zu hören bin. Außerdem startet unser Afrobeat Projekt TOCO gerade durch, bei dem wir mit zahlreichen Künstlern aus Ghana und Deutschland kollaborieren. Ich mische und mastere gerade auch noch woanders mit, aber das ist noch geheim.
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Das war Teil 1 des Interviews. Den zweiten Teil gibt es hier: